Ofensterz, Bifingpflug und Greißstock
Das sind nur einige Schlagwörter, die das bäuerlichen Leben und Arbeiten in der Südoststeiermark charakterisieren. Das Leben auf den Höfen und in den Häusern der Ackerbürger der Region war bis ins 20. Jahrhundert von Armut, aber gleichzeitig auch Vielfalt geprägt.
Man hatte von allem etwas, aber insgesamt sehr wenig. Die Produktionsmethoden waren über Jahrhunderte gleich geblieben, wie etwa das Bifingpflügen zeigt. Bis heute ist die Küche der Region von ausgesprochener Vielfalt geprägt: Kürbisse wurden nicht nur verkocht, das Öl aus ihren Kernen hat sich zu einem weltweiten Exportschlager entwickelt. Bienenstöcke waren fast auf jedem Hof zu finden, produzierten Honig und Wachs. In Greißstöcken wurde die Schale der Haidenkörner abgelöst, dann wurden sie vermahlen und zu Sterz bereitet. Typisch für die Oststeiermark ist die Zubereitung im Ofen oder gebrannt in der offenen Herdstelle. Erst spät kamen gesetzte Öfen oder Tischherde.
Auch wenn die sogenannte „Bauernbefreiung“ 1848 die Abhängigkeit von den Grundherren verringerte, so gerieten die Bauern aufgrund des zunehmenden Investitionsdrucks in wachsende ökonomische Abhängigkeiten. Neben der geografischen Situation und einer erst relativ spät einsetzenden Elektrifizierung war dies ein weiterer Grund, warum große Maschinen, chemische Düngemittel oder Massenproduktion erst verhältnismäßig spät einsetzten.
Mit handwerklichem Geschick und in Gemeinschaftseinrichtungen konnten die Bauern die Produktionsmethoden doch Schritt für Schritt weiterentwickeln, und so ihr alltägliches Leben erleichtern. Die Haarstube, die Brechelhütte oder der Webstuhl gehörten ebenso zum Alltag wie das Spinnen von Flachs, Hanf und Wolle. Leinen und Leder waren Alltagsprodukte für die breite Masse der Bauern. Pelze und edle Stoffe aus dem europäischen Fernhandel waren eher dem reichen Bürgertum und den Grundherren vorbehalten.
Die Volkskundliche Sammlung stellt die älteste und umfangreichste Abteilung des Hauses dar. Sie wurde 1952 von Anni Gamerith und Poldi Thaller begründet und seitdem permanent erweitert. Entdecken Sie hier viele regionale Besonderheiten, die schon fast verloren gegangen sind.