Als Feldbach kurz zur internationalen Großstadt wurde
Es wurde bald klar, dass die im August 1914 noch mit Blumen in den Krieg geschickten Soldaten nicht so rasch nach Hause kommen sollten. Dafür kamen fremde Soldaten nach Feldbach:
Es wurde ein Kriegsgefangenenlager für zehntausende Russen, später auch Italiener errichtet. Eine komplette Stadt in der Stadt wurde innerhalb von Wochen aus dem Boden gestampft: Mannschaftsbaracken, Versorgungsdepots, Bäckereien, Fleischer, eine Fassbinderei, Kantinen, Sanitätsbaracken, und sogar eine eigene Feldbahn wurde in das Lager gebaut. Die Gefangenen bauten im Lager Wagen, Zelte und Baracken für die Front. Am Fuße des Steinberges wurde ein zweites kleineres Lager errichtet, von wo aus der Basalt abgebaut werden sollte. Die Russen wurde auch bei der Regulierung der Raab, im Straßenbau, zur Feldarbeit bei den umliegenden Bauern und in den Gewerbebetrieben Feldbachs (Ziegelwerk, Krobath) eingesetzt. Ab 1915 wurde das Lager auch als Lazarett für die Isonzo-Front genutzt. Es entwickelte sich zum modernsten Lagerspital der gesamten Monarchie mit eigenen Operationssälen, Röntgenanlagen und einer Augenklinik.
Die Kriegsgefangenen hinterließen nicht nur mit ihrer Arbeitsleistung Spuren in der Südoststeiermark.
Mit aus ihrer Heimat typischen Holzarbeiten verdienten sie sich ein Zubrot: Holzlöffel, Modelle von Kirchen und Monstranzen und vieles mehr haben die Bauern der Region als Erinnerung bis heute bewahrt. Auf einer bei einem Bauern stehenden Getreidewinde zeichnete ein Gefangener Wachmannschaften und Mitgefangene im Lager. Nach 1918 diente das ehemalige Kriegsgefangenenlager als Basis für den Aufbau einer industriellen Infrastruktur in Feldbach. Der Abbau von Basalt in Mühldorf wurde erweitert. Versuche zum Aufbau einer holzverarbeitenden Industrie oder einer Marmeladenfabrik scheiterten. Langfristig diente das Lager vielen Betrieben aber als Sprungbrett zur Ausweitung ihrer Produktion.