Nach der Begeisterung kam die Front
Der Nationalsozialismus war in der Südoststeiermark schon vor dem März 1938 verbreitet. Die Deutschnationalisierung an der Grenze zum lange umkämpften Burgenland und zu Jugoslawien („Untersteiermark“, Übermurgebiet/Prekmurje, Radkersburger Dreieck), sowie die besonders Kleinbauern hart treffende Wirtschaftskrise hatten das Klima dafür aufbereitet.
Nach dem „Anschluss“ waren viele deshalb vom neuen Regime begeistert. Lange, schon im Untergrund tätige Nationalsozialisten, kamen nun an die Hebel der Macht. Die antisemitische Grundhaltung zeigte sich in der Zerstörung des jüdischen Friedhofes in Trautmannsdorf in der Reichspogromnacht 1938 und der raschen „Arisierung“ des jüdischen Besitzes zum Beispiel in Bad Gleichenberg. Lediglich mit einzelnen Pfarrern und ehemaligen Vertretern des Ständestaat-Regimes gab es Konflikte. Ein gut organisierter Widerstand entstand aber in der Region nicht.
Im Laufe des Krieges stellte sich auch in der Bevölkerung Ernüchterung ein: Die Blitzkriege wurden von einem langen Weltanschauungskrieg gegen die Sowjetunion abgelöst; Luftangriffe wurden immer häufiger; immer mehr Soldaten wurden schwer verwundet oder kehrten nicht mehr nach Hause zurück sondern gerieten in Gefangenschaft oder fielen. Vor allem aus Osteuropa stammende Zwangsarbeiter glichen die fehlenden Arbeitskräfte auf den Höfen aus. Das Hören von „Feindsendern“ und auch die unter der Hand weitergegebenen Erzählungen der auf Heimaturlaub weilenden Frontsoldaten brachten den Glauben ins Regime bald ins Wanken.
Als die Front im Winter 1944/45 immer näher rückte, wurde die Bevölkerung noch einmal mobilisiert: Der Volkssturm wurde aufgestellt, die Propaganda intensiviert und die lokale Bevölkerung musste an den „Südostwall“ zum Schanzen. Was sie dort sahen, waren tausende, halb verhungerte „ungarische Juden“, die unter schwierigsten Bedingungen schuften mussten.
Als diese kurz vor dem Herannahen der sowjetischen Truppen zu Ostern 1945 durch das Raabtal, in die Obersteiermark und von dort nach Mauthausen getrieben wurden, war ihr Weg von Erschießungen durch lokale NS-Schergen geprägt: Klöch und Deutsch Haseldorf sind zwei Beispiele.
Bevor der Krieg zu Ende kam, traf er noch voll auf die Südoststeiermark: Von Anfang April bis zum 8. Mai war das Gebiet heftig umkämpft. Feldbach war während dieses Monats Frontstadt. Vom Steinberg beschoss die sowjetische Artillerie die von den deutschen Truppen noch einmal zurückeroberte Stadt. Plünderungen, Erschießungen von Zivilisten und Vergewaltigungen tausender Frauen traumatisierten die Bevölkerung – bis heute fokusiert sich die Erinnerung an die NS-Zeit auf das Frühjahr 1945.
Im „Hexenkeller“ des Tabors (der seinen Namen von den zwischen 1663 und 1665 dort eingesperrten ca. 68 Frauen und Männer bekam) befindet sich eine Ausstellung, die die lokale Erinnerung an diese Zeit widerspiegelt. Es sei auch auf die Publikation von Wolfram Dornik, Rudolf Grasmug und Peter Wiesflecker „Projekt Hainfeld. Beiträge zur Geschichte von Schloss Hainfeld, der Familie Hammer-Purgstall und der gesellschaftspolitischen Situation der Südoststeiermark im 19. und 20. Jahrhundert“ (Studienverlag 2010) in unserem Museumsshop verwiesen.